Der Nachlass des Malers, Bühnenbildners und Schriftstellers Paul Strecker (1898–1950) befindet sich seit 2006 als Depositum der Paul Strecker-Stiftung im Archiv der Akademie der Künste, Berlin. Der Bestand hat einen Umfang von 1,5 lfm. und wurde nach archivwissenschaftlichen Grundsätzen bearbeitet. Das Paul-Strecker-Archiv enthält Figurinen- und Bühnenbildentwürfe, Manuskripte von Artikeln, persönliche Tagebücher und Fotografien, Werkfotos und –abbildungen, Ausstellungsmaterialien sowie eine Pressesammlung. Die Archivalien sind in der Datenbank des Archivs online recherchierbar und im Lesesaal in Berlin nach Voranmeldung einsehbar.
Im Zentrum des Archivs stehen die elf Tagebücher Paul Streckers aus den Jahren 1917 bis 1950 (Akademie der Künste, Berlin, Paul-Strecker-Archiv, Nr. 1–11). Sie haben einen Umfang von mehr als 1700 Seiten. Nur das Tagebuch 1 für den Zeitraum 1917/18 ist nicht im Original erhalten und liegt in Form einer unvollständigen Abschrift vor. Die Tagebücher geben einen einzigartigen Einblick in die deutsch-französische Kunstszene von der Zwischenkriegs- bis zur Nachkriegszeit. Strecker reflektierte nicht nur seine eigene künstlerische Entwicklung, sondern beschrieb auch detailliert Ausstellungen, Reisen und Begegnungen mit Künstlerkollegen. Einer Mainzer Musikverlegerfamilie entstammend, hatte Strecker in München Malerei studiert und nach zwei Jahren in Berlin seinen Lebensmittelpunkt von 1924 bis 1944 nach Paris verlegt. Nach Kriegsende war er in Berlin auch als Bühnen- und Kostümbildner tätig.
In der gemeinsamen Absicht, die Edition der Tagebücher Paul Streckers zu fördern, wurde 2019 ein Kooperationsvertrag zwischen der Paul Strecker-Stiftung Mainz, der Akademie der Künste, Berlin und der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz abgeschlossen. Im selben Jahr erfolgte die Digitalisierung der Tagebücher in der Universitätsbibliothek der Johannes Gutenberg-Universität. Mit Zustimmung der Paul Strecker-Stiftung sind die Digitalisate in der Datenbank des Archivs der Akademie der Künste, Berlin sowie als Online-Edition auf der Webseite der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zugänglich. Eine erste Abschrift der Tagebücher, die nun die Grundlage der Edition bildet, wurde 2008 im Akademie-Archiv vorgenommen. Für die federführend von Univ.-Prof. Dr. Gregor Wedekind vom Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der JGU betreute Online-Edition ist ein kritischer Kommentar in Bearbeitung.